Chronik

1869

Im Frühjahr wird die Gemeinde Ketterschwang vom Königlichen Bezirksamt Kaufbeuren aufgefordert eine eigene größere Feuerspritze anzuschaffen. Durch die Schulden des im vergangenen Jahr vollzogenen Schulhausbaues hält die Gemeindeverwaltung es für unmöglich eine größere Löschmaschine anzuschaffen. Zudem leiste die im Ort befindliche Handspritze gute Dienste und es stehe die gemeinsame große Spritze in der Gemeinde Rieden zur schnellen Hilfe bereit. Dies wird vom Bezirksamt nicht anerkannt, da man von Rieden nicht einmal nach Ketterschwang sehen kann und deshalb auch keine erforderlichen Dienste leisten kann. Daraufhin ziehen sämtliche Gemeindemitglieder eine Anschaffung einer Löschmaschine in Erwägung, jedoch nicht vor Ablauf eines Jahres.

Bereits im August erklärt die Gemeinde sich wegen der hohen Schulden des Schulhausbaues und der anstehenden Kirchen- bzw. Kirchturmreparatur außer Stande eine größere Löschmaschine anzuschaffen. Das Bezirksamt beharrt auf einer Anschaffung, da in Ketterschwang noch die meisten Höfe bei geringer Brandversicherung zu den am meisten feuergefährlichen Gebäuden zählen.

1870

Im Mai versammeln sich 41 der 47 berechtigten Gemeindemitglieder und fassen den sofortigen Beschluß eine entsprechende Löschmaschine mit Kosten zwischen 250 und 350 Gulden zu beschaffen. Die Zahlung dieser Summe soll nach dem Steuerfuß in zwei gleichen Jahresfristen geschehen. Die Gemeindemitglieder des Weilers Schwäbishofen erklären sich bereit sich zu einem Sechstel an der Anschaffung und den zu erwartenden Reparaturen zu beteiligen. Das Bezirksamt akzeptiert den Beschluß, würde aber eine größere Maschine wie zum Beispiel die der Gemeinde Untergermaringen oder Dösingen geeigneter finden, da diese größeren Maschinen in der Regel größeren Druck entwickeln, worauf bei Bränden hauptsächlich geachtet werden muß.

1871

Ein Vorgang in den Rechnungsbüchern der Gemeinde lautet: „Löschmaschine auf die Eisenbahn abgegeben“. Die zweirädrige Druckspritze der Löschmaschinenfabrik und Glockengießerei Johann Hermann in Memmingen muß also in diesem Jahr geliefert worden sein. Die Kosten müssen sich entsprechend der Ratenzahlungen von jeweils 100 Gulden in den Jahren 1871/1872 und 1873 auf 300 Gulden belaufen haben. Der Ortsteil Schwäbishofen hat sich mit 50 Gulden beteiligt.

1874

In einer Gemeindevisitation durch Bezirksamtmann Breuthinger des Bezirksamtes Kaufbeuren heißt es von der Unterbringung der Löschmaschine im Pfarrhof: „Die an und für sich gute Feuerspritze, wird ihren Zweck nur dann erfüllen können, wenn selbe in einem entsprechenden Zustand erhalten wird“. Die Angabe, daß die Feuerspritze mit einem Rupfen zugedeckt sei, ist ebenfalls unwahr. Die Feuerspritze ist vielmehr nicht zugedeckt, infolgedessen voll Schmutz und Staub, so daß, wie Sie sich selbst überzeugen mußten, die Zylinder und Kolben gar nicht zu bewegen sind. Sie haben daher die Feuerspritze sofort zu reinigen und die Zylinder einschmieren zu lassen, sowie selbe gehörig mit einem Rupfen zuzudecken“.

Es wird auch darauf hingewiesen eine Anzahl von Ortsbewohner zu vereinigen, um bei vorkommenden Bränden  gemeinsam handeln und die Löschmaschine bedienen zu können.

1876

Für die ordnungsgemäße Abdeckung der Feuerspritze, wie es bei der Gemeindvisitation beanstandet wurde, wird ein 6 Meter langer Teppich des Webermeisters Jakob Wanner, Kaufbeuren beschafft.

1879

Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Ketterschwang

Bezirksamtmann Breuthinger ist sehr bemüht die Gründungen von Freiwilligen Feuerwehren im Bezirk Kaufbeuren voranzutreiben. Bürgermeister Rasso Schmid bittet die Herren Veteranen der Kriege von 1866 und 1870/71 eindringlich, ihm bei seinem Vorhaben eine Feuerwehr in der Gemeinde Ketterschwang zu einzurichten, behilflich zu sein. So kann am 1. März die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Ketterschwang mit 29 aktiven Feuerwehrleuten vollzogen werden. Die Herren Veteranen haben das Kommando übernommen: Bürgermeister Rasso Schmid als Vorstand; Franz Nieberle wurde Kommandant, Johann Roth Adjudant und Callistus Waggin Zugführer.Rasso Schmid Bürgermeister und Vorstand der Feuerwehr

1880

Die Gerätschaften der Wehr werden durch Anschaffungen erweitert: 12 Messinghelme, 2 Boschen für Helme, 1 Signalhorn, Feuerwehrgurte, 3 Feuerwehrlaternen, 1 Signallaterne mit rotem Glas.

Eine Rechnungsquittung von Pfarrer Hering dokumentiert ein Übereinkommen für die Unterbringung der Feuerwehrgeräte im Pfarrhof. Ein Feuerwehrrequisitenhaus besteht noch nicht.

1882

Der ortsansässige Zimmermann Matthäus Kaufmann fertigt eine neue Feuerleiter für die Wehr.

1884

Es werden 40 Satzungen angeschafft.

1886

Lieferung von 4 Messinghelmen, 2 schwarzen Boschen, 1 roter Boschen und 1 weißer Boschen durch die Spenglerei Petri in Waal.

1887

Für die Alarmierung wird eine zweitönige Feuerwehrhupe vom Instrumentenmacher Max  Behr Landsberg beschafft.

1888

In verschiedenen Gemeindevisitationen der letzten Jahre wird die ungenügende Unterbringung der Feuerspritze und der Löschgeräte in einem fremden Lokale beanstandet. Im Januar wird in einer Gemeindeversammlung der Beschluß des Gemeindeausschusses mitgeteilt, ein Spritzenhaus zu bauen. Dazu wurde eine Schuld von 1300 Mark aufgenommen, unter anderem auch von der Molkereigenossenschaft.

Lieferung der neuen vierrädrigen Saug- und Druckspritze mit Pferdedeichsel und einer Kiste mit Laternen von der Löschmaschinenfabrik Justus Christian Braun in Nürnberg am 22. Juni. Kosten 1050.- RM.

1917

Die Bezirksfeuerwehrversammlung tagt am Sonntag 20. Mai in Ketterschwang. 

1929

Das 50jährige Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Ketterschwang verbunden mit der Feuerwehrbezirksversammlung und Kreisbesichtigung wird am 27. Mai im Gasthaus Brem in Ketterschwang gefeiert. Die Inspektion der Feuerwehren von Gutenberg, Untergermaringen und Ketterschwang erstreckt sich sowohl auf Exerzier- und Schulübungen, als auch auf eine gemeinsame Feuerlöschübung. Ein gemeinsamer Paradeschritt unter Vorantritt der uniformierten Musikkapelle beschließt die Inspektion. Für 40jährige Dienstzeit erhalten 9 Wehrmänner ein Ehrenzeichen.

Zur Gründungsfeier am Abend finden sich zahlreiche Festgäste ein, wobei sämtliche Ansprachen mit Beifall bedacht werden. Die musikalische Unterhaltung hat die Musikkapelle Oberostendorf übernommen. Dazu bietet die ausgezeichnete Küche und der vorzügliche Stoff des Gastgebers eine angenehm leibliche Stärkung, so daß die Stunden getragen von kameradschaftlichem Geiste, leider viel zu schnell verschwinden.

1944

Anschaffung einer Motortragkraftspritze TS 8/8 der Firma Paul Ludwig Bayreuth mit sämtlichem Zubehör.

1949

Für die Pflege der Feuerwehrschläuche wird an das Spritzenhaus ein Schlauchturm in Holzkonstruktion mit Aufzugsvorrichtung errichtet.

1950

Für die schnellere Einsatzbereitschaft stattet man die Ketterschwanger Wehr mit einem Feuerwehrmannschafts- und TS 8/8 Motorspritzenwagen aus. Als Zugfahrzeug dient ein Schlepper.

1952

Eine Handantriebssirene verbessert die Alarmierung.

1953

Die ersten Dienstuniformen für die Führungsmannschaft werden angeschafft.

1956

Auch bei der Feuerwehr bleibt die Technik nicht stehen, eine neue modernere Magirus Tragkraftspritze TS 8/8 mit VW-Industriemotor wird in den Dienst gestellt. Weitere Dienstuniformen werden von der Strafanstalt Werl geliefert.

1959

Mit Anschaffung der neuen Motorspritze ist ein erhöhter Löschwasserbedarf vorhanden, den die vorhandene Wasserversorgung mit den Brunnen auf dem Georgiberg nicht decken kann. Deshalb wird in der Gartenstraße ein unterirdischer Löschwasserbehälter errichtet.

1961

Die Technik der Alarmierung wird moderner. Eine elektrische Hochleistungssirene löst die Handantriebssirene und die nostalgische Feuerwehrtrompete ab.

1963

Zur Verbesserung der Wasserversorgung wird im Ortsteil Schwäbishofen ein Tiefbrunnen mit Pumpeinrichtung angelegt.

1964

Die Leistungsprüfung wird erstmals in der örtlichen Feuerwehr durchgeführt.

1976

Als weitere Löschwasserversorgung wird im Juli am östlichen Ortseingang, an Stelle des natürlichen Teiches, ein zusätzlicher unterirdischer Löschwasserbehälter gebaut.

1982

Nach der Gebietsreform im Jahr 1978 erstellt die neue Gemeindeverwaltung Germaringen ein Feuerwehrgerätehaus in der Beckstettener Straße, welches das alte Feuerwehrrequisitenhaus in Holzbauweise aus dem Jahr 1888 ersetzt. Zusammen mit der neuen Raiffeisenbank, die auf dem Platz des alten Gerätehauses errichtet wurde, fand im Herbst die Einweihung statt.

1991

Wegen mehrmaligen Beanstandungen des schleppergezogenen Feuerwehranhängers und der günstigen Zuschußlage entschließt sich die Gemeinde ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug anzuschaffen. Im September konnte neben dem neuen Feuerwehrfahrzeug auf Mercedes-Fahrgestell und Metz-Aufbau eine neue leistungsstarke Rosenbauer Tragkraftspritze mit BMW- Motor eingeweiht werden.

1992

Am 27. Mai kann nach 47 Jahren der durch Einwirkungen des zweiten Weltkrieges aufgelöste Feuerwehrverein Ketterschwang durch den Beitritt von 57 Mitgliedern wiedergegründet werden.

Gründungsversammlung 1992 Vorstandschaft

1994

Das Jubiläum 115 Jahre Freiwillige Feuerwehr mit Fahnenweihe wird zusammen mit der Musikkapelle, die auf 40jähriges Bestehen zurückblicken kann, vom 29. Juli bis 1. August gefeiert. Den Auftakt bildete am Feitag der „Tag der Jugend“ mit der Rockband Burning Flare.

Beim „Tag der Freundschaft“ am Samstag feiern etwa 300 Ehemalige aus Ketterschwang und Schwäbishofen  mit der Dorfbevölkerung ein Wiedersehen. Am Sonntag dem „Tag der Feuerwehr“ wird in einem Festgottesdienst auf freier Flur die neue Fahne geweiht. Als Patenverein steht die Freiwillige Feuerwehr Untergermaringen zur Seite. Am Nachmittag  beteiligen sich beim Festzug über 45 Feuerwehren aus dem Allgäu, unsere Feuerwehrfreunde aus Weichenried/Schrobenhausen bis hin zu Abordnungen der Feuerwehr von der Nordseeinsel Sylt, die ihre älteste Fahne mitgebracht hatten. Viele haben Gespanne mit historischen Spritzen und Leitern, sowie alte Löschfahrzeuge dabei. Der „Tag der Blasmusik“ am Montag mit einem Sternmarsch der umliegenden Kapellen bildet den Festausklang.

Die Ketterschwanger Fettage gehören nun der Vergangenheit an. Bleiben wird aber die Erinnerung an diese Tage, die in unserem Dorf einen kulturellen Höhepunkt gesetzt haben.

1997

Zum ersten mal wird am 1. Mai in Ketterschwang ein eigener Maibaum von der Freiwilligen Feuerwehr aufgestellt. Die Tafeln, gemalt von Dr. Lutz Wartini, zeigen die Pfarrkirchen von Ketterschwang und Schwäbishofen, Kindergarten, Handwerk, Gastronomie und Vereine.

Beim 3. Historischen Handspritzenwettbewerb in Kaufbeuren erreicht eine nostalgische Gruppe unseres Vereins den 1. Platz und kann als Preis den Wanderpokal und 350 Liter Bier mit nach Hause nehmen.

Zur Weihe der neuen Feuerwehrfahne der Kameraden aus Untergermaringen übernimmt unsere Wehr die Patenschaft.